Serengeti
Serengeti: Geschichte
Die Serengeti-Region war vor dem 19. Jahrhundert ausschließlich von nomadischen Massai (nebst Dorobo und Ikoma) bewohnt, die hier ihre Herden grasen ließen. Der erste Europäer, der die Serengeti bereiste, war 1882 Oscar Baumann. Im Anschluss kam es in der Kolonialzeit durch exzessive Großwildjagd zu einer solchen Dezimierung des Tierbestands, dass die Einrichtung eines Schutzgebietes unerlässlich wurde. Schon 1929 wurde die Serengeti teilweise zum Schutzgebiet (Serengeti Game Reserve) erklärt, vor allem zum Schutz der Löwen, die zuvor als „Schädlinge“ gnadenlos gejagt wurden. 1940 wurde die Serengeti zur Protected Area und schließlich 1951 zum Nationalpark erklärt, damals noch inklusive der Ngorongoro-Region. Es handelt sich damit um den ältesten Nationalpark von Tansania.
1959 wurde das Ngorongoro-Gebiet aus dem Nationalpark herausgelöst, und zu einem eigenen Schutzgebiet, der Ngorongoro Conservation Area, erklärt. Diese Entscheidung war der Grund für Prof. Bernhard Grzimeks flammenden Appell in Buch und Film „Serengeti darf nicht sterben“ (1959), der weltweit die Aufmerksamkeit auf die Serengeti lenkte. Als Ausgleich wurde der Nationalpark schließlich nach Norden hin bis zur Grenze zu Kenia erweitert. In seiner heutigen Gestalt gehört der Serengeti-Nationalpark zum Weltnaturerbe der UNESCO und ist der zweitgrößte Nationalpark des Landes.
„Serengeti darf nicht sterben“ ist heute nicht nur das Motto der TANAPA (Tanzania National Parks Authority), sondern auch von vielen Unterstützern weltweit, wie beispielsweise der Zoologischen Gesellschaft in Frankfurt a. M.
Serengeti: Allgemeines
Das Ngorongoro-Serengeti-Ökosystem gilt zurecht als ein „Stück Garten Eden in Afrika“: es handelt sich um eine der schönsten und tierreichsten Landschaften der Erde. Die Serengeti ist wohl die bekannteste Savanne der Welt und steht wie keine andere Region exemplarisch für die Landschaft von Afrika an sich. Sie erstreckt sich vom Norden Tansanias, östlich vom Viktoriasee, bis in die Masai Mara in Südkenia, von der Gesamtfläche von ca. 30.000 km² entfallen knapp 15.000 auf den Nationalpark.
Ihr Tierreichtum an sich und ihre Rolle als Schauplatz der Great Migration, der größten Tierwanderung der Welt, machen sie zu einem Muss für jeden Safari-Fan. Der Name Serengeti geht auf die Sprache der Massai, ihrer ursprünglichen Bewohner, zurück: „siringitu“ bedeutet so viel wie „endlose Ebene“.
Ebenfalls zum Ökosystem der Serengeti gehören neben der bereits angesprochenen Ngorongoro Conservation Area im Osten, die Loliondo Game Controlled Area im Nordwesten und die Game Reserves Ikorongo und Grumeti im Südwesten. Dieses große zusammenhängende Schutzgebiet ist der Garant für den Bestand der Tierwander-Routen und somit für den Erhalt der Serengeti unerlässlich, leider aber bei der Bevölkerung nicht unumstritten. Von einer Unterstützung des Nationalparks durch die Bevölkerung wie im Katavi Nationalpark ist man hier leider (noch?) weit entfernt. Ein großes Problem ist hierbei, dass die urprünglichen Bewohner, allen voran die Massai, durch die Gründung des Nationalparks massiv in Ihrer Freiheit und ihren Rechten beschnitten wurden, obwohl diese selbst keinerlei Schuld an der Dezimierung der Tierbestände durch die Jagd trugen.
Wilderei ist in der Serengeti leider noch immer ein Problem. So ist die Trophäenwilderei seit den 1980er Jahren zwar stark zurückgegangen, leider kommt es an den Rändern des Nationalparks verstärkt zu Fleischwilderei (auch durch teilweise unklare Grenzziehung). Eine Verdoppelung der Ranger, bessere Bewaffnung, aber auch die stärkere Einbeziehung der Einheimischen in den Naturschutz sollen hier Abhilfe schaffen. Für den Safari-Reisenden besteht in der Serengeti diesbezüglich kein Sicherheitsrisiko.
Die Great Migration auf einen Blick
Jährlich durchqueren etwa 2 Millionen Tiere die gesamte Serengeti von Ndutu im Süden bis nach Kenia in die Masai Mara und zurück, immer auf der Suche nach Wasser und frischen Weidegründen. Nach der Ausrottung der amerikanischen Büffel ist dieses Great Migration genannte Schauspiel die größte intakt verbliebene Tierwanderung der Welt.
Am Jahresanfang versammeln sich Gnus und Zebras (die prominentesten Teilnehmer neben Thomson-Gazellen, Elen- und Leierantilopen) im Süden, in den üppigen Grasebenen der Region Ndutu, um ihre Jungen zu gebären. Das hohe Gras ist hier zwar der Beobachtung etwas hinderlich, man wird aber durch einzigartige Einblicke in die Kinderstuben der Savanne belohnt. Etwa um Ende März herum ist die Savanne so gut wie abgegrast und auch die Jungen sind sicher auf den Beinen und für den Marsch gerüstet. Die einsetzende Regenzeit macht die Reise in Richtung Norden möglich.
Im April, wenn die Regenzeit in der Serengeti ihren Höhepunkt erreicht hat, sind die Tiere im sog. Western Corridor (westlich von Seronera) und wandern langsam in das nun üppig grüne Seronera Valley ein, wo sie um den Juni herum die erste Prüfung, die Überquerung des Grumeti mit lauernden Krokodilen, bestehen müssen. Spätestens im August ziehen sie weiter nach Norden, wobei die zunehmende Trockenheit, die großen Herden zur „Auffächerung“ zwingt. Man findet nun Tiere in den Regionen Ikorongo und Grumeti, aber auch schon weiter im Norden – die gesamte Migration ist sehr stark vom Wasservorkommen abhängig und genaue Zeiten und Routen sind absolut nicht vorhersehbar.
Die Ankunft im Nordteil der Serengeti fällt etwa auf September; hier wartet die größte und gefährlichste Herausforderung, die Überquerung des Mara River. Diese Flussüberquerung gilt als noch spektakulärer als die des Grumeti: Hunderttausende von Gnus und Zebras stürzen sich wie auf ein geheimes Zeichen hin in die Fluten, wo die ausgehungerten Nilkrokodile bereits warten. Wann genau die Überquerungen stattfinden, ist von Jahr zu Jahr verschieden und hängt stark vom Wasserstand des Mara River ab – in manchen Jahren liegen zwischen Hin- und Rückweg nur einige Tage. In jedem Fall machen sich die Tiere spätestens Anfang November wieder auf den Rückweg nach Süden, so dass sie pünktlich mit den ersten Regenfällen im November wieder die Ndutu Plains erreicht haben, wo der Zyklus von neuem beginnen kann.
Serengeti: Fauna, Flora & Geografie
Die Serengeti, allgemein als baumarme Savanne bezeichnet, ist landschaftlich variabel: baumlose Savanne dominiert im dem Viktoriasee zugewandten Teil und den Ebenen im Südosten, die ein ideales Jagdgebiet für Geparden darstellen. Größere Berg- und Hügelketten finden sich vor allem an den Rändern, beispielsweise die über 2.100 m hohen Lobo Hills im Nordosten, während die höchsten Berge innerhalb der Serengeti auf etwa 1.800 Meter kommen. Aber auch die „endlosen Ebenen“, wo sich die Landschaft bis auf 920 m senkt, sind nicht vollständig flach: teilweise kurios geformte Granitformationen durchziehen die Landschaft. Diese Kopjes genannten Felsformationen entstanden in Urzeiten durch vulkanische Aktivitäten unter der Erde und wurden langsam im Laufe von Jahrmillionen durch Regen und Wind freigelegt. Heute bieten sie einer Vielzahl von kleineren Tieren wie Klippschliefern, Mangusten, Dikdiks, Schlangen und Echsen eine Heimat, aber auch Löwen ruhen sich gern auf den Felsen aus. Für den scheuen Leoparden stellen die Kopjes ideale Jagd- und Lauergründe dar. Die berühmtesten Kopjes tragen Namen und sind bekannte Ziele für Pirschfahrten, wie die Simba und die Moru Kopjes.
Die zentrale Serengeti, das Seronera Valley (ca. 1.100 m) ist eine hügelige Grass-Savanne, geprägt von einzelnen Akazien, aber auch Galeriewäldern aus Akazien, Feigen, Kigelias (Leberwurstbaum) und Palmen. Durch saisonale Flussläufe wird die Region in der Regenzeit üppig und grün und bietet auch wasseraffinen Antilopen wie Wasser- und Riedböcken ein Zuhause. In der Seronera-Region findet man große Löwenpopulationen, die sogar auf Bäume klettern, um sich in den Ästen auszuruhen – ein Verhalten, dass man sonst nur von den Löwen des Lake Manyara National Park kennt.
Im Norden schließlich ist die Serengeti eine hügelige Baumsavanne (bis ca. 1.800 m), dominiert vom Mara River, dem einzigen permanenten Wasserlauf und der wichtigsten Lebensader der Serengeti. Der Mara River ist Schauplatz der spektakulärsten Flussüberquerung der Great Migration – eines der spannendsten Naturschauspiele überhaupt.
Mit über drei Mio. größeren Säugetieren gilt die Serengeti als wildreichster Nationalpark der Welt. Gnus, Zebras und Thomson-Gazellen, die wichtigsten Teilnehmer an der jährlichen Migration, machen etwa zwei Drittel davon aus, daneben kommen noch ca. 50 weitere Säugetierarten vor, was die Serengeti auch zu einem Paradies für Raubtiere macht. Die größte Raubtierkonzentration Tansanias beinhaltet unter anderem ca. 3.000 Löwen, bis zu 700 Leoparden, 300 Geparden, kleinere Raubkatzen wie Karakals, Streifen- und Tüpfelhyänen und Schakale, die Jagd auf eine Vielzahl von Antilopenarten (u. a. Impala, Grant-Gazelle, Eland, Oryx, Topi), Warzenschweine und Büffel machen. Außerdem kommen Giraffen, Strauße, Erdwölfe, Paviane, Nilpferde und Nilkrokodile vor.
Elefanten waren in dem Gebiet ursprünglich nicht beheimatet, wurden aber durch Landwirtschaft und menschliche Siedlungen in den Park gedrängt. Während der Bestand in den 1980er Jahren durch Wilderei beinahe ausgerottet wurde, leben heute wieder etwa 3.000 Elefanten im Serengeti-Nationalpark. Leider ausgestorben ist seit 1991 der Afrikanische Wildhund, das Nashorn kommt in der Serengeti nur noch in der Region um die Moru Kopjes vor, wo zur Zeit etwa 27 Spitzmaulnashörner in einem speziellen Schutzgebiet leben – ausgestattet mit Peilsendern und rund um die Uhr von Rangern bewacht.
Die Serengeti ist die Heimat von ca. 500 Vogelarten, davon alleine 34 Raubvogel- und 6 Geierarten, wie Schreisee-, Kampf- und Raubadler sowie Lämmer- und Ohrengeier.
Wasser ist in der Serengeti ein rares Gut. Während sie sich in der Regenzeit üppig grün präsentiert, ist die Region ansonsten staubtrocken. Der wichtigste Fluss ist der Mara River im Norden, der als einziger permanenter Fluss der Serengeti ihre Lebensader darstellt. Die einzigen Seen im Park liegen in den Serengeti Plains, der größte von ihnen ist der Lake Ndutu an der Grenze zum Ngorongoro-Schutzgebiet. Mehr zu den Gewässern von Tansania finden Sie hier.
Serengeti: Safari
Der Reisende in der Serengeti kann immer etwas erleben, ob auf den Spuren der Great Migration neugeborene Gnus und Zebras zu erleben, die spannende Überquerung des Mara River zu sehen oder in einem der Buschcamps zu nächtigen, während Tausende von Gnus direkt am Zelt vorbeiwandern – die Serengeti wird ihrem Ruf als einer der schönsten und spektakulärsten Naturräume des Planeten gerecht. Und auch abseits der Migration gibt es auf Pirschfahrten, geführten Buschwanderungen oder Ballonfahrten immer etwas zu erleben.
Serengeti: Unser Fazit
Die Serengeti ist ohne Übertreibung einer der berühmtesten Naturräume der Welt und maßgeblich für unsere Vorstellung von Afrika verantwortlich. Die größte Raubtierpopulation von Tansania, die größte intakte Tierwanderung der Welt, der Tierreichtum und die landschaftliche Variabilität sind natürlich kein Geheimnis: Jährlich besuchen ungefähr 150.000 Touristen den Park – wer also in die Serengeti reist, reist im Allgemeinen nicht allein und an strategisch wichtigen Punkten wie Überquerungspunkten am Mara River kann es durchaus zu Gedränge kommen.
Wir meinen aber, die Serengeti hat so viel zu bieten, dass sie diesen kleinen Minuspunkt locker wettmacht; vor allem, da sie durch ihren Tierreichtum auch in der Nebensaison immer eine Reise wert ist. Egal ob Neuling oder alter Hase – die Serengeti sollte jeder erleben! Und das nicht nur einmal.